Amerika hat seine Wahl getroffen

Von Vincent Riesen, Direktor CCI VS

Die Trump-Administration – demokratisch gewählt, um die einstige Größe der USA wiederherzustellen – hat den Weg des politischen Isolationismus und des wirtschaftlichen Protektionismus gewählt. Das ist bekannt.  


Diese Entscheidung, eine Barriere um den amerikanischen Markt zu errichten, sowie die brutale und willkürliche Art und Weise, sie sowohl seinen Rivalen (wie China) als auch seinen treuen Partnern (wie der Schweiz) aufzuzwingen, indem im Vorbeigehen Handelsabkommen (wie mit Japan) zerrissen werden, markiert eine abrupte Verhaltensänderung. Die USA, die ihre Ausstrahlung aus ihren Werten und ihre Macht aus ihren Bündnisnetzwerken beziehen, sägen gerade an ihrem eigenen Ast.  


Der historische Präzedenzfall ist erschreckend. Man muss bis ins Jahr 1930 zurückgehen, um einen ähnlichen protektionistischen Kurs zu finden, auf den eine Weltwirtschaftskrise und letztlich ein Weltkrieg folgten. Auf diesen Trümmern und 60 Millionen Gräbern entwarfen die damaligen amerikanischen Behörden die Wirtschaftsarchitektur der Nachkriegszeit, indem sie auf liberale Demokratie und Freihandel setzten, unterstützt durch ihre militärischen Sicherheitsgarantien. Eine wohlhabende Welt ist eine stabile Welt, Länder, die Ressourcen austauschen, müssen sich nicht mehr gegenseitig angreifen. Eine Welt, die im Übrigen den Erfolg und den Reichtum der Vereinigten Staaten ausmacht.


Muss man das Schlimmste befürchten, jetzt, da der Architekt das Haus verlassen hat, das er selbst gebaut hat? Ja, denn wir müssen handeln, um es zu verhindern. Und wir sind besser dafür gerüstet als in den 1930er Jahren. Die Weltwirtschaftskrise wurde durch schlechte geldpolitische Entscheidungen, das Fehlen automatischer Stabilisatoren und die Eskalation des Handelskrieges der Partner der USA angeheizt. Heute werden uns die Unabhängigkeit der Zentralbanken, die Existenz von Sozialversicherungen und einer Umverteilungspolitik sowie die Zurückhaltung angesichts der Versuchung von Vergeltungsmaßnahmen helfen, den Schaden zu begrenzen.


Es liegt also an uns, unsere Entscheidungen zu treffen. Zunächst einmal sollten wir verhandeln, anstatt in einen Teufelskreis von Vergeltungsmassnahmen zu geraten, und zwar vorzugsweise aus einer Position der Stärke heraus, umgeben von den Partnern der Schweiz. Dann sollten wir weiter an unseren Rahmenbedingungen arbeiten, die noch viel Verbesserungspotenzial bieten, insbesondere in Bezug auf den bürokratischen Aufwand, Investitionshemmnisse und Energiekosten. Und nicht zuletzt, indem wir unsere Stärken nutzen, von unserem sozialen Zusammenhalt bis zu unserem Innovationsgeist.

Der bevorstehende globale wirtschaftliche Wandel könnte brutal sein. Der Prozess der Anpassung der Wertschöpfungsketten an die neue Situation des Welthandels wird überall zu Verlusten führen, auch bei unseren amerikanischen Freunden. Selbst ein Rückzug der USA wird das erschütterte Vertrauen nicht wiederherstellen. Seien wir also stark und bereit für diese neue Welt mit unseren eigenen Tugenden, anstatt uns im relativen Schutz einer Schutz- und Notmauer zu verstecken.

Vincent Riesen 

Direktor  

Bildung, eine lebenslange Aufgabe
Bei Oliver Schnyder