Bildung, eine lebenslange Aufgabe

Bei Oliver Schnyder

Der wirtschaftliche Fortschritt ist zwar nur geringfügig, aber doch vorhanden. Das Institut BAK Economics prognostiziert für das Jahr 2024 ein Wachstum des Walliser Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4%. Im nationalen Vergleich schneidet das Wallis ziemlich gut ab. Das BIP der Schweiz wird zum Jahresende voraussichtlich bei 1% liegen. Aufgrund der sinkenden Infl ation dürfte sich diese moderate Entwicklung 2025 beschleunigen, obwohl das geopolitische Umfeld weltweit immer noch unsicher ist.


Die Lage im Wallis ist also gut. Dies zeigt einmal mehr die Anpassungsund Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft im Allgemeinen und unserer KMU im Besonderen. Allerdings zeigen die im Wirtschaftsbrief der Walliser Kantonalbank (WKB) präsentierten Zahlen Unterschiede zwischen den Berufssektoren auf. Der sekundäre Sektor erholt sich von einem negativen Wachstum (im Jahr 2023) zu einem positiven Wachstum. Dies ist dem Aufschwung der chemischen und pharmazeutischen Industrie zu verdanken. Das Baugewerbe bleibt dagegen auf dem Rückzug. Das Wachstum im tertiären Sektor verlangsamte sich, wobei das Hotel- und Gastgewerbe weiterhin die treibende Kraft des Sektors war und sich auf hohem Niveau hielt. Der primäre Sektor war einmal mehr mit schwierigen Wetterbedingungen konfrontiert. Die Unwetter wirkten sich insbesondere auf die Produktion aus.


Über sektorielle und wirtschaftliche Spezifi täten hinaus fehlt es dem Wallis nicht an Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um sich weiter zu diversifi zieren. Ganz oben auf der Liste steht das Personal. Während die Arbeitslosenquote relativ niedrige Zahlen aufweist (2,6% bis Ende September 2024 in der Schweiz), macht der Fachkräftemangel den KMUs und der Industrie zu schaff en. Dieser wäre ohne ausländische Arbeitskräfte noch grösser. Im Wallis lässt sich dieses Phänomen an den Zahlen ablesen. Der Kanton verzeichnet ein stärkeres Bevölkerungswachstum als der Schweizer Durchschnitt: +2,4 % zwischen 2022 und 2023.


Dazu lassen sich mehrere Denkanstösse nennen, die der Problematik Abhilfe schaff en. Bildung ist umso wichtiger in einem Umfeld, in dem die technologische und digitale Entwicklung in rasantem Tempo voranschreitet. Um das Potenzial und die Produktivität der Unternehmen zu steigern, sind unterschiedliche und hoch wertschöpfende Fachkompetenzen vonnöten. Die WKB spielt eine wichtige und aktive Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung des Kantons. Als solche hat sie verstanden, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertvolles Kapital darstellen. Die Bank schätzt nicht nur ihre Talente und ihr Know-how, sondern investiert auch in ihre Weiterbildung und Rekrutierung. Diese Vision führte im Übrigen zur Gründung einer internen Bildungsakademie, die schon heute in Betrieb ist. Die Aufgabe unserer Bank ist es, die Kompetenzen je nach Entwicklung der Bankbranche und der Kundenerwartungen zu harmonisieren und zu stärken.


Der Fachkräftemangel stellt eine Chance dar, unsere Wirtschaft zu dynamisieren und Innovationen voranzutreiben. Das Wallis hat stets bewiesen, dass es mit Herausforderungen umgehen kann. Das wird es auch weiterhin tun.


Oliver Schnyder

Präsident der Generaldirektion der Walliser Kantonalbank

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